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Back to Future 2007 - Freaks on Parade

Back to Future 2007
Freaks on Parade
Dieses Jahr fand das Glaubitz Open Air nicht in Glaubitz, sondern auf der Halbinsel Pouch bei Leipzig statt. Und wie die meisten schon gehört haben, gab es kurz vor dem Festival einen tragischen Unfall. Holger, einer der Veranstalter wurde auf dem Festivalgelände vom Blitz erschlagen. Trotz dieses Schicksalsschlags sollte das Festival aber trotzdem stattfinden. Und bis Samstagabend lief auch alles ganz gut…


Wir kamen am Freitagabend kurz vor dem Gewitter an und verbrachten die erste Zeit auf dem Gelände wie viele andere auch im sicheren Auto. Dank des aufgeweichten Bodens gingen die Zelt-Heringe viel besser rein, was aber meiner Unfähigkeit einen Hammer richtig zu bedienen auch nicht viel weiter half. Vielleicht hätte ich doch zuerst Zielwasser zu mir nehmen müssen. Später sollte sich aber noch herausstellen, dass ich sich die Mühe des sorgsamen Zeltverankerns gelohnt hatte…
Da Bier trinken unheimlich wichtig ist, schaffte ich es erst zu Volxsturm zur Bühne. Die Nordlichter machten eine sehr gute Show und sie bleiben keinen Hit schuldig. Auch das werte Publikum ging gut mit und es wurde fleißig das Tanzbein geschwungen.
Nach Chaos Rock’n Roll folgten die Punk Veteranen von The Damned. Da ich selber kein Fan von ihnen bin, verlasse ich mich auf die Aussagen der Zeltnachbarn, die sie allesamt gut fanden. Ich stellte nur eine enorme Ähnlichkeit des Sängern von the Damned Dave Vanian und Dave Grahn von Depech Mode fest, allerdings müßte letztere noch etwas an Gewicht zulegen. Womit wir auch zu dem für mich peinlichsten Moment 2007 kommen: Ein Mädel fragte mich doch tatsächlich während der Show, ob ICH der Sänger von Dean Dirg bin. Wer weiß, wie der Sänger aussieht wird meine Bestürzung über diese vermeintliche Ähnlichkeit verstehen. Trost fand ich bei meinem guten Freund König Alkohol.



El Bosso & die Ping Pongs wurden dann als nächstes aufgeboten. Deutscher Ska ist ja nicht für jedermann etwas, aber an „Immer nur Ska“ und dem deutschen „shame and scandal“ Cover kommt man eigentlich nicht vorbei. Mehr wollte ich eigentlich auch gar nicht hören. Danach ging es dann ins Zelt zu Zombie Ghost Train, welche wirklich gut waren! Die Psychos auf und vor der Bühne gingen gut ab und auch das restliche Zeltpublikum war sichtlich begeistert. Nach ein paar letzten Betthüpferl entschloss ich mich dann noch ein paar Runden Karussell in meinem Zelt zu fahren um dann zu einer Mischung von Schlager, Social Distortion und Troopers einzuschlafen. Vielen Dank viele Zeltplatznachbarn.
„Verdammt ich lieb dich“ hallte es um halb acht über den Zeltplatz und riss mich aus meinen Träumen von verpassten Meisterschaften. Dank meiner umfassenden Ausrüstung (ich hätte ohne Probleme direkt eine Himalaja Expedition starten können) konnte ich dank Ohropax noch mal ein paar Stunden schlummern um dann von der aufkommenden Hitze doch endgültig zum aufstehen bewogen zu werden. Das Zelt entwickelte immer mehr zur Sauna.
Da es sich bei dem Gelände ja um eine Halbinsel handelte, war der weg zum kühlen Nass nicht weit und trotz „Baden Verboten“ Schildern tummelten sich bunte und kahle, halb bis ganz nackte junge Menschen im See. Das Wasser war zwar sehr angenehm, allerdings etwas lehmig und die Wasserpflanzen eigneten sich ausgezeichnet als Wurfgeschosse.
Nachdem sich jeder seinen Sonnenbrand abgeholt hatte, wurden am Zeltplatz die Grills angeworfen und geschätzte 5000 Tonnen Würstchen und Steaks gebraten. Zu erwähnen seien hier aber auch die wirklich leckeren Fressstände auf dem Gelände, von denen mich besonders der vegane Burger und der Broiler entzückten. Womit wir dann auch schon bei der nächsten Düsseldorfer Band waren: nein nicht die Broilers, sondern die Boonaraaas!!! Super 60s Punk der spitzen Klasse. Sympathisch von vier jungen Damen vorgetragen und vom Publikum mit rhythmischem Fußwippen begleitet. Sehr nett anzusehen und –hören.
Schon von den Boonaraas!!! als ihre Kinder aus England angekündigt, betraten Outl4w als nächstes die große Bühne. Und was die Jungens da abzogen war echt Wahnsinn. Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich bei dieses Band um Blagen zwischen 14 und 17 handelt! Super Punkrock aller Rancid incl. ultracoolem gepose. Viele der Älteren Zuhörer wünschten sich, auch solche Kinder zu haben, bzw. behaupteten es seinen die Eigenen. Die Kids aus England waren auf jeden Fall die Überraschung des Festivals, da den Meisten ja auch noch völlig unbekannt, und für viele auch die beste Band des Festivals!
Auf der Zeltbühne ging es dann mit Frantic Flinstones weiter, die ich wegen anderen Prioritäten nur von weiten hörte. Doch pünktlich zu The Adverts stand ich wieder vor der großen Bühne. T.V. Smith unterstützt von der spanischen Band „the bored teenagers“ machten einfach gute Laune. Der „Junge“ Herr Smith schien richtig viel Spaß auf der Bühne zu haben und machte lustige Deutsch/Englische Ansagen. Auch musikalisch war es einfach spitze und für mich eine der besten Shows des Festivals. Natürlich wurden keine Wünsche offen gelassen und alle Hits gespielt. Feines Ding.
Seit 16 Jahren das erste Konzert außerhalb von Kaiserslautern spielte die Walter Elf und der Torwart hatte immer noch Angst beim Elfmeter. Relativ wenige aber dafür eingefleischte Fans gaben sich den Auftritt, der Rest bereitete sich am Bier auf den nächsten Auftritt vor:

Die Lokalmatadore. Wahrscheinlich wird jeder der werten Leser schon mal auf einem Konzert der Lokalos gewesen sein und wissen was da los ist. Großartiges Konzert, super Stimmung und diesmal sogar einheitliche Bühnengwänder (rosa Rüschenhemden). Bei „Viva Lokalmatador“ wurde von den anwesenden Sportfreunden aus Düsseldorf auch ein Bengalo gezündet, was der Show noch einen glamouröseren Rahmen verpasste. Mir persönlich ging das Herz auf, als das ganze Publikum zu „Wer nicht hüpft der ist Borusse“ die Halbinsel in arges Wanken brachte. Zu keiner anderen Show waren auch so viele Leute an der Bühne, wie zu den Schalke Fans aus Mühlheim/Ruhr. Doch wenn es am schönsten ist, dann soll man gehen dachte sich das gute Wetter und ging nach den letzten Klängen der Lokalos. Der nun folgende sinnflutartige Regen hielt bis zum nächsten Tag. Nur einige wenig harten vor der Bühne zu the Boys aus, manch andere versuchten unter einem der Bierwagen Schutz zu suchen, die große Masse aber flüchtete ins Zelt. Dort konnte man dann später noch einen guten Auftritt von Alpha Boys School miterleben. Obwohl sich der Boden des Zeltes immer mehr mit knöcheltiefen Fützen füllte, zauberten die Ruhrpottler eine seher gute Stimmung ins Zelt und es wurde noch mal gepflegt das Tanzbein geschwungen.
Da sich aber das Wasser immer mehr seinen Weg bahnte und es zunehmend ungemütlicher wurde, zog ich mich in mein Zelt zurück. Draußen begann bei Blitz und Donner die Welt unterzugehen. Nie hätte ich gedacht, dass mein Zelt soviel Wasser aushält. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl mein Zelt schwimmt.
Die Ausmaße des Regens bestaunten wir dann am nächsten morgen: Aus dem Zeltplatz war eine Seenplatte geworden. Manche Zelte schienen mitten in einem großen See aufgebaut worden zu sein. Die Zeltbühne war überflutet, es gab keine Chance mehr mit trockenen Füßen auf das Gelände zu kommen. Viele Pavillons und Zelte hatten dem Sturm und den Wassermassen nicht Stand halten können und waren eingeknickt. In Teilen England sieht es zur Zeit ganz ähnlich aus.

Aus diesen Gründen und den weiteren Unwetterwarnungen wurde das Festival daraufhin abgebrochen. Relativ zügig leerte sich der Platz und jeder packte seine nassen Sachen möglichst schnell ein (es regnete ja immer noch). Draußen stand dann die Polizei unser Freund und Helfer und liest jeden der wollte zur Ermittlung des Restalkohols pusten. Woraufhin sich die ein oder anderen spontan entschieden doch noch zwei Stunden und länger zu bleiben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bis zum Regen ein wirklich gutes Festival war. Wollen wir hoffen, dass es nächstes Jahr unter einem glücklicheren Stern steht.
©Schmalemann / blau-weiße B7 Flitzpiepe