Schön gehört? Mal wieder öffentlich ´ne Bierflasche entkorken? Neues von der Konzertfront Lauschangriff Das Beste aus dem BEZIRK7 Die Wahrheit über die 505Crew Die BEZIRK7-Diskographie Links, zwo, drei, vier ... Kontakt und rechtlicher Scheiß Kotz Dich aus, Kollege!

LCN - Direct Action Japan Tour 2006 Tourbericht

Nach relativ stressfreiem Einchecken, am British Airways Schalter, im Flughafen Frankfurt am Main, geht es mit einer recht kleinen Maschine nach London Heathrow. Ein Bier, ein Wein, inklusive des obligatorischen Cordoun Bleau Bausatzes, und der Jet landet auch schon. Zwischenstopp in England. Frohen Mutes führt uns der Weg nun zum nächsten Flugzeug nach Japan; durch sage und schreibe sechs Sicherheitskontrollen. Und ich spreche hier nicht von den üblichen Hallo-Bitte-Weitergehen-Guten-Flug Kontrollen. Nein! Das sind Schuhe-Aus-Hose-Runter-Bücken Kontrollen. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt in London. Wir kommen aber nicht einmal dazu auch nur eine Kippe zu inhalieren. Die Engländer sind seid diesem vereiteltem, obskuren Bombenanschlag im August 2006 mehr als nur paranoid. Egal! Endlich finden wir uns im hintersten Teil des fliegenden Transportmittels nach Tokio wieder. Mächtig dicker Brummer, im Vergleich zum ersten Flieger. Das fiese ist: wir steigen ganz vorne ein und können so die unterschiedlichen Abstufungen der Komfortklassen bestaunen. Vorne – Business. Dort stehen quasi Betten als „Sitzgelegenheit“. Mitte – Economy I. Bequem und geräumig aber keine Betten mehr. Hinten – Economy II, oder wie wir es liebevoll nennen: Viehtransport. Knie an die Ohren, statt wohltuender Beinfreiheit. Dafür aber eine Mini-Glotze vor jeder Fresse. Eine Stunde sind wir ja schon geflogen. Nun folgen weitere 15. Kinderspiel! Der Flug an sich ist super. Nachdem das Bier alle ist („Sorry. No more Beer“; O-Ton tuntiger Flugbegleiter namens Pedro), fallen wir über den weniger schmackhaften Rot und Weißwein her. Bei solch transkontinentalen Flügen ist ja bekanntlich alles für umme. Eine Tatsache die man uns nur einmal sagen muss. Nach beträchtlichen Mengen Alkohol und einigen Hollywoodstreifen landen wir schließlich in Tokio, Narita Airport.
-
Zielstrebig stolpern wir nun zur Gepäckausgabe. Nach einer Stunde intensivsten Anstarrens des Gepäckförderbandes dämmert es uns schließlich: Gepäck ist da. Allein die Instrumente fehlen. Zauberhaft! Gute Laune garantiert! Die freundliche Japanerin, die für verloren gegangenes Frachtgut zuständig ist, teilt uns schließlich mit, dass sich unsere Backline, zur weiteren Überprüfung, aller Voraussicht nach, noch in London Heathrow befindet. Auf die Frage hin, wann die Instrumente denn in Japan ankommen, kann sie nur mit einem entwaffnenden Lächeln antworten. An alle Terroristen und Extremisten: Versteckt niemals eure Bomben/Viren/Giftgasschatullen in Gitarren-, oder Schlagzeugkoffern! Das geht nicht gut! Mächtig angepisst, zugesoffen und ohne Backline, wenden wir uns wieder Freund Alkohol zu, um den übermächtigen Unmut zu unterdrücken.
-
Habt ihr jemals das Gerücht vernommen, das Japaner keinen Alkohol vertragen? Das stimmt! Angeblich sind fehlende Enzyme, welche genetischen Ursprungs sind, dafür verantwortlich. Den ersten Kontakt mit dieser, wie auch immer zu erklärenden, Tatsache, haben wir am Narita Airport – oder besser gesagt davor. Dort warten wir nämlich auf den Shuttle Bus nach Tokio City, Haltestation Tokio Hotel (heißt tatsächlich so). Kuno der nach der Gepäckmisere mehr als nur schlecht gelaunt ist, kühlt sich nach einigen Bieren wieder zusehends ab und schließt sodann Freundschaft mit einigen, dort wartenden, jugendlichen Einheimischen. Diesen dreht er, in seinem tiefsten saarländischem Dialekt, unseren Gerstensaft an. Nach einigen Schlückchen macht sich die Wirkung des Alkohols bereits bei denen bemerkbar. Koordinationsschwäche, Kreislaufprobleme und, soweit wir das beurteilen können, Artikulationsdefizite. Einer krümmt sich vor Lachen auf dem Boden. Dieser Tag ist für sie gelaufen. Der erste Kontakt ist positiv verlaufen!
-
Der Bus kommt an und wir pflanzen unsere Ärsche auf die für uns vorgesehenen Plätze. Eine Stunde Fahrt = eine Stunde Schlaf. An Bord gibt es schließlich kein Bier. Japaner nehmen eine Busfahrt beinahe ähnlich Ernst wie eine Flugreise. Nummerierte Sitze, Kapitän, Co-Pilot plus Stewardess (alle uniformiert). Letztere beschert uns den ersten, großen Lachanfall: Der Shuttlebus hält an der Station Tokio Hotel. Die Instrumentalisten kümmern sich um das Entladen des Gepäcks. Jork kommt nach einigen Minuten zu uns gestoßen und präsentiert eine dunkelblaue Plastikkarte. „Was ist denn das? Hat mir die Stewardess in die Hand gedrückt. Habt ihr auch so was bekommen?“ Nach kurzer Analyse steht fest: es handelt sich hierbei um einen Hotelzimmerschlüssel für besagtes, und nicht weit entferntes, Tokio Hotel. „ Die will dich wohl näher kennen lernen, Jork. Du verstehst...?“ Wieder einmal Schmeicheleinheiten für sein, ohnehin schon zu großes, Ego. Für ein Treffen mit der jungen Dame ist jedoch keine Zeit, denn Shogo kommt uns winkend entgegengelaufen.
-
Shogo ist unser Tourmanager für Tokio City. Jork hat zwar schon im Vorfeld Kontakt via Internet mit ihm aufgenommen, aber aus keiner Email ging hervor was für ein Mensch sich hinter diesem Namen verbirgt. Abgesehen vom Geschlecht wissen wir eigentlich nichts über ihn. Als Band ist es sehr wichtig das man, in einem so extrem fremden Land, einen fähigen Vermittler hat. Und Shogo erweist sich als äußerst kompetenter Booker. Ein Mittvierziger, der seinen lukrativen Job als Berater einer japanischen Firma, mit Zweigstelle in Südamerika, zu Gunsten seiner, weitaus weniger lukrativen Leidenschaft als Konzertveranstalter in Japan, aufgegeben hat. Er regelt das Instrumentenproblem (unsere Gitarren werden auf Kosten von British Airways zu unserem ersten Gig gebracht) und erklärt uns, in leicht verständlichem Englisch, das überaus komplizierte Verkehrssystem Japans. (Denn am nächsten Tag müssen wir im Norden des Landes unseren ersten Auftritt absolvieren. Das heißt für uns, um halb sechs aufstehen, einen Kilometer laufen, drei U-Bahn Stationen fahren und dann den Bus nach Nagoja besteigen.) Nachdem er uns von der Bus Station aufgelesen hat, geht es mit einem Taxi direkt zu ihm Nachhause. Bei Kuno und mir schlägt der Jet Lag mit voller Wucht ein. Deshalb wuchten wir unsere Kadaver sofort auf die hauchdünnen Japanmatratzen. Michel und Jork hingegen scheint der verloren gegangene Tag nichts auszumachen. Für sie geht die Saufarie, diesmal mit Shogo an ihrer Seite, im Tokioer Nachtleben, ohne Unterbrechung, weiter. Dementsprechend sehen sie Tags drauf auch aus. Jeden von uns plagen Schlafirritationen, keiner versteht mehr Shogos Wegbeschreibung zur U-Bahn; nachfragen bringt nichts, denn Shogo befindet sich in einem Delirium artigen Zustand. Da stehen wir nun. Keiner checkt etwas.Buchstaben auf dem Papier erscheinen wie Fliegendreck; Landkarten wie Baupläne eines extraterrestrischen Flugobjektes. Und ohnehin haben wir verpennt. Nachdem wir komplett verstrahlt im U-Bahn Dschungel herumirren und die Zeit gegen uns läuft, beschließen wir eine Taxe direkt zum Busbahnhof zu ordern. Wir zeigen dem Fahrer unsere Buskarte, denn Englisch verstehen in Japan die Allerwenigsten, und ab geht der Höllenritt. Wir haben noch etwa zehn Minuten. Der Typ wirft einen kurzen Blick auf den Fahrschein und fährt dann, wie der Teufel höchstpersönlich, los. Vergleichbar mit diesen schlechten Filmen, in denen die Protagonisten immerzu sagen: „Fahren sie einfach. Achten sie nicht auf Verkehrszeichen. Ich zahle das Doppelte.“ Der Taxifahrer hat unsere missliche Lage zweifellos verstanden. Zwei Minuten vor Ablauf der terminierten Abfahrtszeit, erreichen wir dann doch noch den Reisebus. Adrenalin pur! Dann folgen sechseinhalb Stunden entspannte Bummelfahrt. Jede Stunde eine zehnminütige Pause.. Das schlimmste, abgesehen von ungemütlichen Sitzen und zu freundlichen Japanern, ist die Tatsache, das Shogo nicht mehr an unserer Seite ist. Sein Gebiet ist Tokio City und nicht Nagoja. Wir sind also mal wieder auf uns selbst gestellt. Diesmal mehr als zuvor. Denn angekommen in Nagoja, müssen wir eigentlich erst unser Hotel und dann den Auftrittsort finden. Wir lassen das mit dem Hotel gut sein und fahren (wieder mal mit Taxi) direkt zum Club. Gegen halb fünf erreichen wir unser Ziel. Hungrig und Bier gierig stehen wir nun mitten im Oys (so der Name des Etablissements). Zwei Japaner, die wohl das Thekenpersonal darstellen sollen, grinsen uns überfreundlich an. Der englischen Sprache sind sie leider kaum mächtig. „Beer“ aber, verstehen sie. Kurze Zeit später trudeln die Mitglieder der anderen Bands, die an diesem Abend im Vorprogramm spielen werden, ein. Hier lernen wir dann auch die Jungs von Victim Chaos kennen. Kiku, so der Name des Gitarristen, ist uns sofort sympathisch. Mit seinem Zauselbart, den langen Haaren mit Kopftuch und der Schminke im Gesicht, sieht er aus wie Jack Sparrow (aber ungewollt). Captain Jack erklärt uns auch sofort wie Konzerte in Japan, üblicher Weise, ablaufen.

Hier nun die Fakten:
- Es spielen immer 4 bis 5 Bands im Vorprogramm
- Vorbands müssen, um spielen zu dürfen, 200 bis 500 Euro an den Club zahlen
- Clubs stellen kein Catering (beinhaltet auch Getränke) zur Verfügung
- Jede Band spielt exakt eine halbe Stunde
- Die Hauptband erhält keine Festgage. Die Höhe der Gage ist abhängig von der Besucherzahl

Nach diesen Infos müssen wir erstmal schlucken. Nicht mal Bier? Scheiße! Naiv, wie wir nun mal sind, dachten wir das Musikveranstaltungen auf der ganzen Welt gleich ablaufen. Pustekuchen; aber egal! Auch ohne Freibier ist der komplette Abend sehr geil. Kikus Band erweißt sich als 100 Prozent RocknRoll. Mit Sicherheit die beste Combo an diesem Abend. Die anderen drei Gruppen können mich nicht vom Hocker reißen. Technisch gesehen sind die Bands aber allesamt Perfektionisten (Liegt daran das alle Japaner, ab dem sechsten Lebensjahr, ein Instrument in der Schule lernen müssen). Trotz des eher rocklastigen Publikums kommt unser Gig sehr gut an. Das hat wohl was mit dem Exotenbonus zu tun. Wir spielen auf geliehen Instrumenten, da unser Equipment immer noch nicht da ist (Fuck British Airways). Besonders gut zu gefallen, weiß unsere Coverversion von Pöbel & Gesocks. Ist unheimlich lustig wenn Japaner „Oi,Oi,Oi“ schreien… Das Mädel die uns die Konzerte in Nagoja geregelt hat, bringt uns dann mit ihrem Auto zu unserem Hotel. Sie soll zwar unsere Tourmanagerin darstellen, aber abgesehen von dieser einen Autofahrt und der im Vorfeld geregelten Gigs hat sie, den restlichen Aufenthalt über in Nagoja, sonst nichts für uns getan. Kein Vergleich zu Shogo.
-
Es ist schon relativ spät als wir an unserer Schlafstelle ankommen. Alles ist dunkel und kein Geräusch zu hören. Das Mädel weckt die Inhaberin des Hotels, eine etwa 400 Jahre alte Japanerin, die auch gleich wutentbrannt zu uns stürmt. Nach circa zehnminütigem japanischem Gefasel wedelt Michel mit einem Bündel Yenscheine in der Luft herum. Eine weltweit verständliche Geste. Sogleich verwandelt sich die vormals verbitterte Fratze der Drachenlady, in ein sanft lächelndes Antlitz. Wir bekommen also doch noch ein Zimmer. Aber was für ein Zimmer. Der einzige Luxus in diesem Raum ist die Klimaanlage. Mit stickigen 40 Grad Außentemperatur aber lebensnotwendig. Vier Mann auf engstem Raum und ohne Betten. Wieder nur diese obladendünnen Futons. Da reiben sich Chiropraktiker die Hände. Unsere Rücken schmerzen bereits nach der ersten Nacht höllisch. Die Klimaanlage kann man nicht regulieren; sie blässt einen eisigen Wind in unsere Nacken. Daher stellen wir sie ab. Unbequem und verdammt heiß ist es. Und es stinkt erbärmlich! Pumahöhle wäre ein zu gelinder Vergleich…
-
Die restlichen Tage in Nagoja sind in der Tat sehr lehrreich für uns Assis. Die nachfolgenden Gigs, die wir spielen, sind allesamt erstklassig. Und das obwohl wir immer stocknüchtern auf der Bühne stehen (ein ganz neues Erlebnis). Nicht das wir nicht trinken wollen, aber die Alkoholpreise sind astronomisch hoch. Im Tight Rope spielen diesmal vier Vorbands. Der Club ist im vierten Stockwerk eines Gebäudes. Als wir oben ankommen erwartet uns eine Überraschung: unsere Instrumente sind da. Hallelulja! Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Die Wixer in London haben die Instrumente wohl ausgepackt und dabei Kunos Gitarre fallen lassen. Auf jeden Fall ist der Hals im Arsch. Und wieder müssen wir uns eine Klampfe ausleihen. Nach unserem Auftritt fahren wir mit Kiku in eine Bar und versaufen die Gage. Day Off. Wir schlafen 24 Stunden! Den nächsten und letzten Gig in Nagoja, spielen wir im Zion. Absolut cooler Club mit netten Leuten. An diesem Abend spielen fünf Vorbands. Alle Arten von Musikstilen sind vertreten Rock, Punk, Metal, Trash und sogar Japanemo (zum schießen). Der Konzertraum ist zum bersten gefüllt und die Stimmung optimal. Nach dem Konzi verabschieden wir uns bei allen Beteiligten mit einer schwitzigen Umarmung (die Japaner haben enorme Berührungsängste). Die ganze Prozedur dauert eine Stunde. Dann fahren wir zurück in unser geliebtes Hotel. Kiku und seine Jungs versorgen uns großzügig mit Bier und Chips. Sie sagen extra einen Gig ab nur um mit uns feiern zu können. Tatsächlich ist es uns mal wieder geglückt, innerhalb kürzester Zeit eine Freundschaft aufzubauen, die Substanz hat und auf Dauer sein wird (An dieser Stelle: Gruß an die Sarden). In solchen Momenten wird einem klar warum man Musik macht. Nicht wegen der Kohle, nicht wegen musikalischer Perfektion, sondern wegen den Menschen. Wie gesagt, wir haben viel gelernt, aber das wichtigste ist wohl: auf diesem beschissenem Planeten gibt es, in jedem noch so versteckten Winkel, Menschen die ähnlich denken wie man selbst, und die die Bedeutung des Wortes Freundschaft noch verstehen. Der Abschied fällt uns allen schwer. Bei Kiku fließen Tränen. Wir kämpfen mit den unseren…
-
Wir müssen wieder früh los um zum Busbahnhof zu kommen; natürlich mit Taxi. Dort angekommen erwartet uns derselbe Film wie bei der Hinfahrt. Diesmal gibt es aber nach der Fahrt keinen Hotelschlüssel für Jork. Wir kommen so gegen fünf Uhr in Tokio an. Shogo wartete schon auf uns. Wiedersehensfreude! Es geht erstmal zu ihm heim, kiffen. Starkes Zeug in Tokio, muss man sagen. Obwohl einem Cannabisfreund dort der Knast blüht, wenn man gefickt wird; und zwar sehr lange. Total geplättet fahren wir von dort aus mit der U-Bahn, etliche Stationen, zum nächsten Club. Dieses mal müssen wir die gesamte Backline mitschleppen. Das ist abartig. Der Schweiß fließt in Bächen von uns herab. Gitarren, Verstärker und Schlagzeug; zu viert. Der Weg will kein Ende nehmen. Aber nach anderthalb Stunden sind wir endlich am Ziel. Der Laden heißt Moon Step und ist krachneu. Alles vom feinsten und topp Equipment. Als wir mit dem Veranstalter sprechen, sagt dieser, dass wir keine Backline hätten mitnehmen müssen. Scheisendreck! Die Vorbands sind diesmal, vorsichtig ausgedrückt, sehr speziell. Unter anderen spielt eine Combo mit einem kanadischen Sänger. Der ist wohl so was wie ein Star in Japan. Er moderiert das japanische MTV. Die Band selbst spielt ziemlich abgefahrenen Punkrock ala G.G.Allen. Sogar die Bühnenshow des Sängers ist so ausgerichtet, nur ohne scheißen. Aber ohne eine massive Psychose (die hat er nicht), oder konsequentem Drogenmissbrauch (das macht er nicht), wirkt das alles eher peinlich als cool. Aber, wie bereits erwähnt, Japaner finden es schon krass wenn du sie unverhofft umarmst…Wie dem auch sei, unser Gig ist annehmbar; nicht toll, aber o.k. Das „Oi, Oi, Oi“ kommt wieder mal super rüber (danke Pöbel). Nachdem wir die letzte Note gespielt haben, verlassen alle fluchtartig den Saal und das Personal fängt an zu kehren. Wir packen unsere Sieben Sachen zusammen und tun es dem Publikum gleich. Das was wir hingeschleppt haben, muss natürlich auch wieder zurück. Schwertransport, die Zweite; diesmal mit Regen. Das positive ist, das wir wieder Geld haben. Bier kaufen und abhängen bei Shogo.
-
Nächster Tag – nächster Gig. Heute in Yokohama. Knapp eine Stunde Fahrt mit dem Zug. Locker! Der Laden (Club 24 West) ist direkt am Bahnhof gelegen. Der aufzubringende Kraftaufwand hält sich demnach in Grenzen. Yokohama ist eher westlich orientiert. Die meisten Menschen dort sprechen Englisch und man sieht viele westliche Passanten. Der Club wirkt auch rein optisch wie irgendein JUZ in Deutschland. Abgesehen von den Toiletten. Die sind weltklasse. Aus der Glotze kennt man das zwar schon; aber es selbst zu nutzen ist einmalig: ein Cyberscheißhaus!
Hier die Fakten:

- Beheizte Klobrille
- Temperatur der Brille lässt sich Gradgenau einstellen
- Wasserspritzdrüse anstelle des Klopapiers
- Drei Stufen der Spritzintensität
- Arsch wird trocken gefönt
- Fön ebenfalls dreistufig einstellbar
- Alles Automatisch

-
Die Bands die an diesem Abend im Vorfeld spiele, sind alle absolut professionell. Wirklich sehr gut. Herausstechend sind allerdings All For Meal. Diese sind die Hardcore Helden in Japan. Absolut fantastisch. Wir sind so geplättet, das wir eigentlich gar nicht mehr auf die Bühne wollen. Die Jungs legen ein derartig fettes Brett hin, das es einem die Schuhe auszieht. Das Gepose und Rumgehopse, wirkt zwar ein wenig einstudiert, aber die Musik ist göttlich. Danach sind wir an der Reihe. Die deutschen Senioren (wir sind mit Abstand die Ältesten) fangen an zu musizieren. Aber wer hätte das gedacht, der Mob flippt aus! Wir spielen gut und exakt und es macht riesigen Spaß. Das Publikum dankt es uns mit Zugaberufen (zumindest verstehen wir es so). Danach tauschen wir noch Kontakte aus und düsen wieder Richtung Tokio.

Letztes Aufspielen in Japan
Nächster Tag, zurück bei Shogo. Der letzte Auftritt steht nahe. Alle haben, seid langer Zeit mal wieder, gut und ausreichend geschlafen. Shogo teilt uns mit, das dieses letzte Konzert in kleinem Kreise stattfinden soll. Und zwar in der Rockfactory welche sich im Partydistrikt Tokios befindet: Roppongi. Roppongi ist, seid jener Nacht, für uns zum Synonym von Sex, Drugs and RocknRoll geworden. Im Rockfactory haben schon so ziemlich alle Musiker gastiert die Rang und Namen haben. Etliche Fotos von sehr bekannten Bands hängen an den Wänden. Dabei ist der Club nur unwesentlich geräumiger als mein Wohnzimmer. Bei dieser Clubgröße gibt es natürlich keine P.A. Außerdem wird uns, mit Nachdruck, angeraten sehr leise zu spielen, da die Bullen in Roppongi alles andere als nett zu Europäern seien. Hardcore leise zu spielen, ist wahrlich eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Es soll ein Abend unter Freunden werden. Und das ist es auch. So leise haben wir noch nie gespielt! Dennoch macht es seltsamerweise Bock. Liegt wohl an der Tatsache das wir voll sind. Jork bezieht das Publikum mit ein (einige Amerikaner und Engländer gröhlen), und es wird zu einem lustigen letzten Abschiedkonzert. Nach unserem Gig kommen verwahrlost aussehend Westler auf uns zu. Es stellt sich heraus, dass diese Jungs ebenfalls Musiker sind. Onslaughter lautet der Name ihrer Band. Sie kommen aus England!Da ihnen unsere Mucke zu gefallen wusste, laden sie uns auf besagtes Konzert ein. Wow, so was passiert sonst immer nur anderen. Nach dieser frohen Botschaft treibt uns die Bierlaune durch Roppongis Nachtleben. Aufregende Nacht. Aber ich kann und will nicht ausführlicher über dieses Thema berichten. Jork und Micha bleiben bis zum nächsten Morgen verschollen.Das gesamte Geld verjubelt (wie so was gehen kann, wissen nur die beiden, über 1400 EUR in einer Nacht!!!!), stoßen sie mittags wieder zu uns. Wieder einmal total im Arsch. Wie konnte das passieren….? Tags darauf laden wir Shogo zum Essen ein. Er wählt das Lokal aus und wir zahlen. Wir geraten in ein echt urtümliches japanisches Restaurant. Schuhe aus und auf den Boden gehockt. Das Essen ist fantastisch, auch wenn wir nicht wissen was für Lebewesen wir da gerade verspeisen. Am Ende verabschieden wir uns von good old Shogo und fahren samt Backline in ein Hotel. Bei Shogo steht nämlich schon die nächste Band vor der Tür. Wir sagen nicht Lebe wohl, sondern auf bald. Um Geld zu sparen verbringen wir den letzten Tag auf dem Flughafen. Verdammt ungemütliche Sache. Aber billiger als Hotel. Auf einer Riesenglotze läuft die ganze Zeit CNN Japan. Ein monströses Unwetter steuert auf Tokio zu. Total übermüdet und verkatert schaffen wir es mal wieder ohne nennenswerte Probleme einzuchecken. Kraftlos schleppen wir unsere Kadaver an Bord. Zwei Wochen Japan sind vorbei und wir benötigen dringend Urlaub. Ein Luftloch mit Durchgerüttel und Geschrei...weckt noch mal für kurze Zeit die Lebensgeister. Dann gehen die Lampen aus. Selbst auf Bier keinen Bock mehr. Hat sich mal wieder gelohnt.
Bis dann, also Japan; bis 2008…

PS Ein fetten Danke geht natürlich an die jungs vom SODOM, VICTIM IN CHAOS, DEATH ANGEL, VENOM, ONSLAUGHTER, SHOGO, CHIAKI, KIKU, SEXY BOY und alle die wir kennenlernen dürften.........