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PUNK & DISORDERLY 2006

Punk and Disorderly Festival in Berlin- und das im kältesten Monats des Jahres!
Begonnen hat die Reise stilecht und unbefangen am Köln/Bonner Flughafen, wo nach 20 minütiger Verspätung der Bumsbomber nach Berlin besprungen werden konnte. Als ich mich grade an meiner Platzwahl erfreute und an nichts schlimmes dachte, hörte ich auf einmal wie sich etwas schweren Fußes- dafür aber laut kichernd und schnaubend- den Weg erst die Gang Way hoch , dann in Richtung meiner Sitzreihe bahnte. Da es das Schicksal in solchen Dingen grundsätzlich gut mit mir meint, ließ sich die gute Dame dann auch prompt einen Sitz neben mir in die Kissen plumpsen. Nun gibt es Leute , die sind einfach „nur da“ und es gibt Leute die gehen einem schon nach 10 Sekunden dermaßen auf die Nüsse, dass man sich schon bald bei den ersten Gedanken über ein bisschen Euthanasie unter Freunden ertappt..Zweiteres war hier der Fall, was unter anderem an dem großen Mitteilungsbedürfnis der Dame lag.. Ich tat furchtbar beschäftigt, drückte auf meinem Walkman herum, blätterte im Bordmagazin und tat alles um nicht wie die Sitzreihe neben, vor und hinter mir „Angelikas“ 200 Pfund Charme zum Ofer zu fallen. „Ick freu ma schon wieder die jute Berliner Luft zu atmen, is ja doch wat anderes als det jemisch hier *LUFTSCHUTZSIRENENGELÄCHTER* Sacht mal, wisst ihr ob dit Klo schon offen is’?“ Irgendwie schien sie mit jedem hier Freundschaft schließen zu wollen, nur mich ließ sie in Ruhe, weiteres herumgedrücke auf meinem Walkman schien mich beschäftigt genug wirken lassen, mich doch jetzt bitte nicht zu stören. Wahrscheinlich wäre ich mit dieser Masche auch noch problemfrei bis Berlin durchgekommen, wenn mich die Stewardess nicht dazu ermahnt hätte alle technischen Geräte während des Starts auszuschalten. Ich nickte nur genervt und fiel sogleich ins Opfer Profil von Angelika..“Na kleener, wat hörst’n da- Deep Purple oder mehr Metallica?“ –Was sollte ich jetzt tun, würde ich `ne Antwort geben, lief ich Gefahr die Frau für den Rest des Fluges an der Backe zu haben.. aber sagen musste ich jetzt was, immerhin konnte ich mich nicht taub stellen.. Sehr clever erschien mir mit gebrochenen Deutsch zu antworten „Oh Sorry, ich verstehen nicht so gut deutsch sprechen“ -Gut Markus! Die Dame grinste freundlich, drehte sich wieder um und quatschte die anderen sichtlich genervten Mitreisenden voll. Alles hätte so schön sein können.. WENN.. Wenn ich Trottel nicht vergessen hätte mein Handy auszuschalten. 5 Minuten nach meinem Befreiungsschlag gegen Angie klingelte das Scheiss Ding, während die einen böse glotzten, dass ich die Maschine jetzt damit zum Absturz bringen würde schien besonders Angie jetzt gespannt zu sein und sagte „Leute, jetzt telefoniert der kleene Tommy, ick hör de Engländer so jern sprechen..“ Toll die Dame hielt mich für `nen Engländer das sicherte mir aufs erste Immunität vor Ihr.. wenn nicht mein gegenüber an der Strippe hörbar erstaunt gewesen wäre das ich jede Frage mit einem „Oh yes“ beantwortet hätte. Dran war übrigens meine Mutter- wieso rief die mich jetzt an?? Nach dem 10. „Yes“ stellte sie besorgt die Frage, ob ich „irgendwie besoffen“ wäre, worauf ich lachen musste und meinte, dass „das Bier hier auf dem Flug eh zu teuer wäre und wie sie denn darauf kommen würde, alles wäre im Lack und telefonieren wäre verboten.“ Dann legte ich auf uns spürte etwas im Nacken- das war Angies Blick und als ich sie dann ansah zerfiel nicht nur mein Lügenhaus von wegen frisch gebackenem Engländer, nein, auch aus ihrer, jetzt auf den kleinen Reistisch gepackten, KeksKISTE bekam ich nichts ab..
In Berlin angekommen wurde ich dann auf dem Fughafen abgeholt und von Gastgeber Thomas und Melanie in meine Unterkunft verschleppt.
Neben dem Fakt, dass das P&D zweifelsfrei musikalische Perlen sein eigen nennt, gibt es allerdings ein gravierendes Problem, was wohl besonders für den Nicht Berliner in die vollen zielt. Die einzelnen Festivaltage fangen defintiv zu früh an. Da man nicht jeden Tag in Berlin ist und vielleicht auch noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit mitnehmen will ist ein Beginn um 17:00 zum einen für den Besucher gar nicht so einfach einzuhalten, zum andern muss aber auch die ein oder andere Band in den sauren Apfel beißen und teilweise vor wenigen Leuten spielen, so hätte ich mir z.B. sehr gerne Stomper 98 im neuen Line Up und auch Ultimo Asalto angesehen, aber 19:30 bzw. 18:00 war da einfach zu früh, sicherlich irgendwo persönliches Pech, aber ein etwas späteres Beginnen der Veranstaltung wäre da vielleicht nicht die schlechteste Sache..anyway, erster Höhepunkt an diesem Abend war für mich ohne wenn und aber 999! Meine Herren, solch zuckersüße Punkrockmucke vom alten Schlag, gespielt von einer Band, der man hier jedes Wort ohne weiteres abkaufte, wann hat man das zum letzten mal gesehen! Sämtliche Hits wurden gespielt und bei „Homicide“ und „Nasty,Nasty“ stand dann der ganze Saal Kopf, das war, so sehr sich das auch nach Groschenroman anhören mag, wunderschön! Auf der kleinen Bühne prügelten sich für mich dann Disturbance auf Platz Nummer eins, auch wenn man ehrlich sagen muss, dass die Luft in diesem kleineren Raum nach zwei Bands geschnitten hätte werden können, da das Festival aber im nächsten Jahr in einer anderen Lokalität stattfinden soll, erwartet man auch da nur das beste.
Der zweite Tag des Festivals wurde eröffnet mit den Bovver Boys, die allerdings um 17:30 ebenfalls eine mehrmals undankbare Zeit hatten. Dafür überraschten OHL mit einem kraftvollen Set, das von vorne bis hinten überzeugte und so sympathisch wie auf diesem Gig hat man OHL ebenfalls lange nicht mehr gesehen. Während auf anderen Gigs irgendwie vieles sehr einstudiert daherkam, blieb man hier einfach man selbst.. und wagte sogar mal zwischendurch zu lachen! OHL waren definitiv einer der Höhepunkte dieses Tages. Run like Hell waren dafür die erste wirkliche Überraschung des Festivals, denn was sich hier völlig ohne Schnörkeleien und Umwege durch den kleinen Raum streetpunkte war mehr als nur schön anzuschauen. Auf der Hauptbühne sah man kurz darauf Deadline die hier wiedermal das Publikum fest im Griff hatten und ihrem Ruf als Live Band mehr als gerecht wurden. Wirklich enttäuschend war von den gesehenen auf dem Festival wenig, wenn allerdings etwas in diese Kategorie fällt, dann ist es, bei aller sprotlichen Fairniss, Conflict gewesen und am Ende ist „anstrengend“ alles was einem dazu noch einfällt. Dafür betraten die Partisans alsbald die Bretter und schlossen fast nahtlos an das an, was 999 am Vorabend präsentierten! Wieder Punk der alten Schule, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann und binnen kürzester Zeit hatte man hier eben falls die Zügel fest in der Hand und ließ sich auch von widerspenstigen Gitarren und anderen Widrigkeiten nicht den Spaß nehmen. Für eine Band mit Tradition ging es dann wieder in den kleinen Raum der die zweite Bühne beherbergte, denn dort sollten THE VOICE spielen. Etwas erschocken war ich allerdings, dass vor der Bühne nur ca. 15 Leute standen!? Die Band selber störte das allerdings nicht, denn die hatte Ihren Spaß, spielte ein konsequentes Set, kämpfte wacker gegen den schlechten Sound der kleinen Bühne an und machte Punkt um Punkt beim Publikum, die das Bestreben zu schätzen wussten. Sicherlich eine der sehenswertesten Bands dieses Festivals, wenn auch gleich ohne Frage DIE unterbewertetste des Wochenendes! Headliner des Abends waren dann Sham 69. Ich weiß gar nicht mehr wie oft die Band in der Vergangenheit angekündigt war und letztendlich doch wieder Shows gecancelt wurden, nun waren sie jedenfalls da, aber obwohl ich seitdem ich 13 bin so lange darauf gewartet habe die Band live zu sehen, war ich irgendwie enttäuscht, von dieser, sagen wir mal, künstlerischen Performance die Jimmy Pursey hier zum besten gab. Das erinnerte ungewollt zwischen dem künstlerisch perfekten Spagat zwischen `ner Mick Jagger- Stones Kopie und Chefanimateur beim Kabarett war aber irgendwie nicht das, was man mit dieser Band verbindet.. Lediglich bei If the Kids are United und Hersham Boys ließ man von dieser recht eigenwilligen Inszenierung ab, überließ der Vollständigkeit halber aber auch viel dem Publikum..
Erstes musikalisches Highlight am Sonntag war denke ich mal bei vielen Mark Foggo, der hier eine seiner besten bisher gesehenen Shows spielte, da war Offbeat Spaß vom ersten bis zum, letzten Lied angesagt! Zweiter Kracher, obwohl ich mir da ehrlich gesagt gar nicht so viel von versprochen hatte war dann Chelsea, die hier nicht, wie zuerst gedacht, `ne Show vom Schlage Sham des Vorabends, sondern ein absolutes oldschool Punkrock Brett ablieferte, was um längen sympathischer rüberkam, als das ins HC-Korsett zwängen alter englischer Nummern, wie es Business dann vormachten..
Da mir der Chef der Gazette schon im Nacken sitzt mich kürzer zu halten, hier das Fazit:
Viele Gute Bands, wenn auch vielleicht ZU VIELE was den Gesamt-Ablauf betrifft. Weniger Bands, dafür vielleicht mehr Zeit für die Bands und ein vielleicht etwas Später beginnender Abend wären da sicherlich auch im Sinne der Besucher. Das Thema Luft ist vielleicht nicht grade Punk aber am Ende ziemliche Disorderly, denn während es in der Halle der Mainstage nur stickig war, war es im kleinen Raum irgendwann nicht mehr auszuhalten, da aber wie gesagt eh `ne neue Venue `07 an Land gezogen wird dürfte sich dieser Kritikpunkt eh erledigt haben – in diesem Sinne: Heureka!
Gruß und Dank gehen an dieser Stelle an Melli & Thomas, Elli, Masche, Katja&Toffek, Florian, Olli& Diana, die Greulich Gang, Zimmi, Tobi und den Rest vom Schützenfest, den man ständig vergisst!!