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LADY GODIVA

Markus: Als allererstes stellt doch mal Bitte Eure Band vor. Wann gegründet,
wer spielt was und was habt Ihr bisher alles rausgebracht?

Thorsten: Hallo, wir haben uns 1994 spontan und nach reichlich Alkohol
auf der Geburtstagsparty unseres Sängers Andreas gegründet. Eine echte
Schnapsidee eben. Von dieser Urbesetzung sind noch Andreas (Gesang),
Thomas (Tin-whistle, Gesang), Christian (Akkordeon), Ingo (Mandoline,
Banjo, Gitarre) und Thorsten (Schlagzeug) dabei. Michael (Gitarre) und
Lars (Bass) haben wir vor ein paar Jahren aufgesammelt um die optische
und akustische Attraktivität der Band zu erhöhen.

Markus: Für was steht Euer, beim ersten hören, ungewöhnlicher Bandname?

Thomas: Lady Godiva ist eine Adelsdame aus dem Ort Coventry. Sie ist im
11. Jahrhundert nackt mit einem Pferd durch die Stadt geritten um die
Menschen dort von einer Steuerschuld zu befreien. Die gute Dame ist dort
schon fast eine Art Nationalheilige (..Allmächtiger, lass das nicht Gerhard Schröder hören und seine Frau aufs Pferd setzen..-Markus).

Markus: Ihr habt hier so ziemlich jeden mit Eurer Mucke mitziehen können und
das hat auch alles sehr professionell gewirkt..nicht so, als ob Ihr das
hier das erste Mal so was machen würdet. Spielt Ihr öfters Gigs in
solcher Größenordnung?

Thorsten: In der Tat haben wir hier auf dem Force Attack schon das
dritte Mal gespielt. Es macht immer eine riesige Freude, weil wir genau
wissen das dieses Publikum sehr gut auf unsere Musik anspringt.
Vielleicht ist es einfach eine gern gesehene Abwechselung, wenn da mal
eine Band mit Banjo und Akkordeon auf der Bühne steht. Übrigens ist es
auch für uns schon etwas Besonderes hier auf dem Festival. Wir haben
zwar schon eine Menge Gigs gespielt (auch öfters schon in dieser
Größenordnung) doch meistens sind dies Festivals wo das Publikum eher
etwas reservierter ist. Nicht das man das falsch versteht. Gerade in
diesem Sommer haben wir einige fantastische Erlebnisse auf reinen
Folk-Festivals gehabt und es gut Krachen lassen. Für uns ist es daher
besonders schön wenn man sieht, das unsere Musik sowohl bei einem
Folk-Festival als auch beim Force-Attack gut angenommen wird.

Markus: Lady Godiva ist sicherlich nicht Eure erste Band. Wo haben sich die
einzelnen Mitglieder die ersten Sporen im harten Musikgeschäft verdient?

Thomas: Du wirst lachen. Für die meisten ist Lady Godiva die erste Band
und gerade die Jungs, die bei uns die Traditionellen Instrumente spielen
hatten vorher keine große Erfahrung bzw. mussten das Instrument erst
komplett erlernen. Natürlich hat jeder einzelne so seine eigenen
Erfahrungen im harten Musikbusiness gemacht (Grins). Sei es in der
Tanzkapelle oder in der Heavy-Metal Band. Aber eigentlich gibt und gab
es für uns nur Lady Godiva.

Markus: Wieso eigentlich gerade irische Musik vermischt mit Punk?

Thomas: Weil es nach meiner Meinung die beste tanzbare Musik ist die es
gibt. Man kann sehr schöne Balladen aber auch Pogo- oder Trinklieder in
dieses Gewand hervorragend verpacken. Und es ist eine sehr emotionale
Musik.

Markus: Seid Ihr noch an anderen Folk Liedern/Stilen - außer an irischen-
Interessiert? Können wir da vielleicht auch mal was in eine solch
andere Richtung erwarten, oder bleibt Ihr den irischen Klängen treu?

Thorsten: Wir haben ja bereits auf unserem Vorgängeralbum „Red letter
day“ mit ein paar anderen Musikstilen gespielt. Dies haben wir auf
„Zooperation“ noch weiter ausgebaut. Hier findest du Country und Ska,
ein paar orientalische Einflüsse sind auch drauf. Aber alles doch
basierend auf dem typischen Skelett aus Irish-Folk und Punk. Das ist
unser Ding und wird sich wohl auch nicht ändern.

Markus: Stellt sich natürlich im Anschluss die Frage, welche Bands Euch in
Eurem Schaffen beeinflussen..

Thorsten: Vor allem hat uns Thomas beeinflusst! Er war letztendlich
Derjenige, der Lady Godiva „zur Welt gebracht hat“. Und Thomas wurde
natürlich beeinflusst durch eine Band mit dem Namen „The Pogues“ und
noch mehr durch den Lead-Sänger Shane MacGowan. Doch den Ruf als
Pogues-Cover Band hatten wir eigentlich nie, höchstens in unseren ganz
frühen Tagen. Wir haben uns natürlich auch an den Whisky Priests
orientiert, einer Band aus Nordengland, mit denen wir schon eine Menge
Gigs gespielt haben und mit denen uns eine enge Freundschaft verbindet.
Alles in allem denken wir aber schon, dass wir im Laufe der Zeit unseren
eigenen Stil gefunden haben.

Thomas: Jawohl!!!!!!!!!!!!!!100%-tig.

Markus: Die Aufmachung des Booklets steht dem Namen Eurer CD " Zooperation"
in nichts nach? Wie habt Ihr die Leute vom Zoo überreden können, Euch zu
den ganzen Tieren gelassen ..und vor allem: behielten einige Tiere nach
Eurem Besuch irgendwelche bleibenden Schäden..einzig und allein das
Schwein neben Gitarrist Michael hat ein fröhliches Grinsen im Gesicht..

Thomas: Der Zoo befindet sich im Nachbarort, und Thorsten (unser
Schlagzeuger) hat uns auf die Idee gebracht mal Fotos mit den Tieren zu
machen. Der kannte den Zirkus und hat den Kontakt hergestellt. Das war
schon eine spannende Sache. Vor allem die Aufnahmen mit den exotischen
Tiere wie Spinne und Schlange. Respekt vor Lars, denn die Aufnahmen mit
der Spinne waren wirklich nicht ungefährlich. Aber Diana, das ist die
Chefin von diesem Zirkus, ist wirklich ein Profi und hat uns genau
gesagt was Sache ist. Bleibende Schäden? Da gibt es eine lustige
Geschichte: Als wir vor kurzem noch mal beim Zirkus vorbeischauten und
denen unsere CD in die Hand drückten, kam auf einmal der Elefant
angerannt und „rotzte“ unserem Trommler ins Auge! Was dass zu bedeuten
hat wissen wir bis heute nicht. Übrigens: Michael und Rudi Rüssel sind
bei den Aufnahmen wirklich dicke Freunde geworden!

Markus: ..wie war eigentlich für Dich der Ritt auf dem Elefanten, Ingo?

Ingo: Ich war danach eine Woche krank geschrieben. Kein Scherz.

Markus: Teilweise scheint Ihr euch auch in den Käfigen ziemlich wohl gefühlt
zu haben..besonders Thomas sieht aus, als ob es ihm dort sehr gut
gefallen hätte..wieviel Wärter hat es gebraucht um ihn da wieder raus zu
kriegen?

Thomas: Bei der Sache mit dem Käfig handelt es sich um einen kleinen
Trick. Moderne Bildbearbeitung macht es möglich. Aber wenn es sich um
einen großen Käfig gehandelt hätte, wäre dies kein Problem gewesen, denn
ich habe immer meine beiden Zivis dabei.

Markus: Ihr bringt vor allem die Traditionellen Songs so authentisch rüber,
wie kaum eine andere Band, die sich an dem Gemisch Punk/Irish Folk versucht-
haben Mitglieder Eurer Band Wurzeln in Irland oder seid Ihr einfach so
verwachsen mit dieser Musik, dass Ihr gar nicht anders könnt!

Thomas: Wahrscheinlich zweiteres. Irische Wurzeln hat niemand,
wenngleich der eine oder andere schon mal seinen Urlaub in Irland
verbracht hat!

Markus: Auf der Rückseite habe ich auch das Logo von BMG - Music gesehen,
was ja nun nicht gerade ein unbekanntes Do It Yourself Label ist- seid
Ihr in der glücklichen Situation auch den ein oder anderen Euro mit
Eurer Musik zu verdienen? -Ich würde Euch das bei der geilen Mucke auf
jeden Fall gönnen!

Kentop: Die Wahrheit ist: Wir haben noch nie einen Labeldeal gehabt;
bzw. wir haben uns nicht auf einen eingelassen. BMG/Ufa (Edition
Popfloor) ist unser Musikverlag, nicht unser Label.

Markus: Habt Ihr denn auch noch "seriöse Jobs"- wenn ja, in welchen Jobs
arbeitet Ihr?

Thorsten: Wir haben in der Tat alle mehr oder weniger seriöse Jobs. Wenn
man denn ein Studium als „seriös“ bezeichnen möchte, haben wir alle ein
geregeltes Arbeitsleben. Das ist eine ganz wilde Mischung und wenn wir
verraten würden, was wir teilweise von Beruf machen, dürften wir vor
lauter Spießigkeit wohl nie mehr die Bühne des Force Attacks betreten.
Die Musik ist zwar mehr als ein Hobby, jedoch ist mit dieser Art von
Musik wohl nicht viel zu verdienen. Und das Risiko, sich zu 100% nur auf
die Musik (und vor allem auf irgendwelche Leute in der Musikindustrie)
zu verlassen ist uns einfach zu groß.

Markus: Mit so `nem Label im Rücken, wie hoch war denn da die Auflage von
"Zooperation"? Wisst Ihr, wie viele CDs Ihr schon verkauft habt?

Kentop: Das Label „Langstrumpf Records“ ist das Label unseres
Musikverlegers. Wir haben aber keinen Labeldeal mit ihm. Die Kooperation
beschränkt sich auf die Verlagsarbeit. Wir sind zur Zeit auf Labelsuche,
aber da gibt es und gab es Schwierigkeiten. Bisher war es immer so
gewesen, dass die Band in den Verträgen 100% Risiko hatte und die
Plattenfirma 0%. Solche Verträge unterschreiben wir nicht. Außerdem
suchen wir keine Plattenfirma, die 1.000 oder 2.000 Kopien verkauft. Das
können wir selbst und die Einnahmen gehören zu 100% uns. Auf Einnahmen
durch CD-Verkäufe sind wir aber angewiesen, denn die Produktionskosten
sind für unsere Verhältnisse sehr hoch und die müssen auch erstmal
wieder reinkommen.
Wir haben bisher alle veröffentlichten Tonträger 2.000 mal pressen
lassen. Von einer Plattenfirma erwarte ich, dass sie besser ist, weil
sie eigentlich bessere Möglichkeiten haben sollte.

Markus: …jetzt muss ich Euch mal ne Frage stellen, die ich auch schon No
Respect gestellt habe..Warum macht Ihr nicht mal 1-2 Songs auf Deutsch,
so was hat es doch bisher noch gar nicht gegeben!

Thomas: Grundsätzlich erklärt sich das ja von selbst. Wir machen nun mal
Irish-Folk-Punk, und daher ist es für uns ganz normal Englische Songs zu
spielen. Wir haben in der Tat aber auch schon 2-3 Songs auf Deutsch live
gespielt. Jedoch nur just for fun und aus gegebenen Anlass. Aber
vielleicht hörst du dir „Zooperation“ bis zum Ende an. Ist nur
ein Tipp!

Markus: Apropos andere Bands, habt Ihr Euch hier auch andere Combos
angesehen? Was hat Euch da besonders gefallen?

Thorsten: Na klar schauen wir uns möglichst viele Bands an. Thomas ist
vor allem wegen Mad Sin schon am Freitag angekommen. Die Schnitter haben
wir uns natürlich auch angeschaut, Terrorgruppe und natürlich
Extrabreit. Von denen waren wir positiv überrascht. Wir hatten anfangs
Zweifel, ob die hier richtig waren.

Markus: Was steht denn in nächster Zeit bei Eurer Band an?

Thomas: Wir spielen noch ein paar Festivals, machen dann erst mal eine
kleine Pause und dann gehen die Club-Gigs wieder los. Wir sind vor allem
gespannt, wie unsere neue CD ankommt.
Markus: Wenn Ihr Euch spontan entscheidet müsstet, was würdet Ihr vorziehen

- Cranberries oder Breiselbeeren
Alle: Cranberries!

-Dubliners oder Bravo Hits 847
Alle: Dubliners, es sei denn auf besagter Bravo Hits-CD gäbe es einen
Song von uns zu hören.

-Shane McGowan oder Rudi Carell
Thomas: Natürlich Shane!

- Guinness oder Sternburger Schädelplörre
Thorsten: Guiness – is good for your health!

-gepflegter Pub Besuch oder zwielichtige Kölner Transen Bar
Thomas: Beides kann sehr lustig sein.

Markus: Alles klar, Danke für's Interview und Euch weiterhin Viel Erfolg!

Alle: Danke auch!


Discografie:

CD „Whisky you’re the devil“ / VÖ 11.1996 (Slainte Records/NiWo Music,
Edition Langstrumpf)
CD „Tales of kings and boozers“ / VÖ 05.1998 (Slainte Records/NiWo
Music, Edition Langstrumpf)
Maxi-CD “The Unknown Stuntman” / VÖ 03.2002 (im AL!VE-Vertrieb/BMG Ufa
Edition Popfloor)
CD „Red Letter Day“ / VÖ 05.2001 (Jig It)
Re-VÖ 05.2002 (im AL!VE-Vertrieb/BMG Ufa Edition Popfloor)
CD “Zoo Operation” / VÖ 07.2003 (Langstrumpf Records / BMG Ufa Edition
Popfloor)

Samplerbeiträge:

„Without Help“ / VÖ 1995 (Funny Farm Records)
„If you don’t get folked on a saturday night“ / VÖ 1995 (Big Easy/
Indigo)
„Rude and Rising“ / VÖ 1997 (25 Cent Records)
„Heimatklänge 2“ / VÖ 1998 (Butlers Records)
„Force Attack“ / VÖ 1998, 2001 und 2003 (Sampler zum Festival)
„MOLOKO PLUS #22 Sampler“ / VÖ 2002 (Moloko Plus Magazin)
“Peace Attac” / VÖ 2003 (KMG Records / Efa Medien)
“Petards Tribute” / VÖ Nov. 2003 (tbc)