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STAGE BOTTLES - EXKLUSIV

Von selten einer Band hatte ich im vorhinein lange Zeit über ein so falsches Bild wie von den Stage Bottles..das geb ich zu. Sicher, diese Band ist in einigen Ansichten für den ein oder anderen immer noch streitbarer Natur, aber die zu Tode doktrinierten Marx und Engels Getreuen waren es dann doch nicht…u.a. anderem ein Grund warum dieses Interview (welches ebenfalls fürs Force Attack Special `04 geführt wurde) nun bisher unveröffentlicht den Weg in die weiten des Netzes findet—und sich gerade einige ganz „informierte“ eines besseren Bildes belehren lassen sollten..


Markus: O.K. Olaf, wir führen mal unser Gespräch vor längerer Zeit in Düsseldorf
fort: ..Stage Bottles sind nicht die böse „Kommie Band“ für die sie viele- einschließlich mir-
lange gehalten haben, weil:

Olaf: Wir halten diese Definitionen für zu schwammig. Sicherlich bezeichnet man
uns man uns der allgemeinen Definition nach nicht zu unrecht als linke Band.
Es gab aber so viel Scheiße, die unter dem Banner des Kommunismus
passierte, dass wir diese Kategorisierung vermeiden. Wir haben unsere
Meinung und die vertreten wir. Und wenn Teile unserer Texte mit
irgendwelchen sozialistischen Standpunkten übereinstimmen, so ist das für
uns kein Problem. Kann man eben nicht ändern.
Wir leugnen auch nicht, dass wir teilweise für RASH Konzerte spielen, aber
da geht es uns um den Geist, der dahinter steckt, und wir wurden bisher
selten mit z.B. stalinistischen Sichtweisen konfrontiert. Es handelt sich da
um Leute mit denen man zusammenarbeiten sollte, ohne ihnen die ganze Zeit
den Ostblock vorzuhalten. Nur dann wenn's wirklich blöd wird natürlich. Die
Ansätze sind immer gut gemeint, auch wenn es oftmals entartet in seltsame
Richtungen. Aber da haben wir mit der Band auch die Chance Einfluss zu üben.
Wir vertreten unseren Standpunkt überall, egal in welcher Beziehung, bisher
sind wir dafür selten angepisst worden, obwohl wir öfters mal provoziert
haben, - nur von Faschos immer, natürlich. Wir versuchen Leute, die
vielleicht zu abgehoben argumentieren zum mindesten während unserer Gigs
wieder auf die Erde zurückzuholen. Und wenn's nur das ist, dass sie
kurzzeitig Spaß haben. Ob wir diesen Anspruch immer erfüllen sei mal
dahingestellt.
Ich mag auch den Ausdruck Redskin für mich persönlich nicht wirklich. Ich
bin weder Skinhead geworden, weil ich links bin, noch bin ich links, weil
ich Skinhead bin.

Markus: Du erwähntest mir gegenüber mal den großen Einfluss in der Frankfurter
Hooligan Szene der Stage Bottles. Erzähl mir mal genaueres darüber!

Olaf: Also, da ist erstmal allerhand richtig zu stellen: Ich habe vom
Eintracht-Block geredet, aber da gehe ich nicht hin. Ich bin jahrelang zu
den Kickers gegangen und habe da lang mit den Hools zu tun gehabt.
Allerdings haben wir als Band sehr gute Kontakte zu Hooligan-Streetwear, auf
derer zehnjährigen Jubiläum wir gespielt haben. Durch die firmeneigene
Kneipe haben dann die Ultras aus Frankfurt unsere Musik gehört, die gefiel
ihnen. Außerdem waren die Frankfurter Ultras ohnehin immer eher links. Wir
haben letztes Jahr auf deren 5-Jahres-Party gespielt, vor 300 Popper und 10
Glatzen und 5 Punks. Das Konzert war einmalig großartig. Und wir waren so
wie immer. Die Ultras wollen offenbar sogar T-Shirts machen mit dem Spruch
"Sometims anti-social - but always anti-fascist”. Die Düsseldorfer Ultras
haben den Spruch schon auf ihren Schals drauf.
Auch Hooligan-Streetwear wusste sehr wohl, dass es am Ende ein politischer
Akt ist, uns spielen zu lassen auf ihrer Party. Aber auch da war alles bunt
gemischt, aus allen Subkulturen auch extreme und alte Leute. Aber kein
Fascho.
Aber das Problem ist, man muss da immer dran bleiben. Gerade bei
Fußball-Vereinen werden oft alle 5 Jahre verschiedenen politische Phasen
durchlebt.
In Offenbach haben ich und einige andere keinen richtigen Bock mehr zum
Fußball zu gehen, da es intern Stress gab. Innerhalb von 2 Jahren tendiert
alles wieder ziemlich nach Rechts, nachdem wir vorher alles innerhalb von 10
Jahren zumindest entpolitisiert haben - mit Akzeptanz nach Links.

Markus: Bist du noch aktiv in der Hool Szene ..

Olaf: Nein. Keine Lust mehr und außerdem wird mir sofort, wenn ich irgendeinen
Scheiß mache mein Hund weggenommen und ich verliere meinen derzeitigen Job.

Markus: Erzähl uns was Generelles über die Punk und Oi! Szene in Frankfurt!

Olaf: Wir haben mit Azrael, The Big Heat, Copycats, Wonder Wart Hogs, ACK,JFB und
einigen mehr eigentlich eine gute Musikszene in Frankfurt. Die Szene ist
relativ groß, da hier jeder mit jedem Rumhängt aus den verschiedenen
Subkulturen. Viele alte Feinde hängen jetzt mit uns herum und sind absolut
vertrauenswürdig. Das wird auch von der Antifa und anderen akzeptiert, da man
uns vertraut.
Es gibt viele Parties hier, normal viele Konzerte und ganz gute Läden, wo
man hingehen kann, na ja, zumindest lustige Leute trifft.

Markus: Ich hab mal gelesen, dass ihr gar nicht so die großen Kontakte in die
Skinszene habt (so stand’s jedenfalls mal vor Jahren im Plastic Bomb), stimmt
Das?

Olaf: Daran kann ich mich nun nicht erinnern
(Anmerkung: siehe Plastic Bomb # 32- Markus). Ich bin in der Skinhead-Szene 15
Jahre aufgewachsen, Skinheads waren immer in meinem Umfeld. Vielleicht hast
Du das falsch verstanden und wir meinten, dass es uns nicht mehr so wichtig
ist, ob jemand Skinhead ist, oder nicht. Ich habe Leute kennen gelernt, die
sahen nie aus wie ein Skinhead, aber sie waren/sind es mehr als irgendwelche
Typen, die sich schon durch ihr Äußeres so definieren. Ich finde es auch
als Band ein großes Kompliment, wenn sich auch andere Szenen für uns
interessieren. Außerdem sind wir , glaube ich, mittlerweile ohnehin von
allem etwas. Das geht!

Markus: Was ist eigentlich mit euren Alten Mitgliedern passiert? Manu & Bagger
haben die Band verlassen, aber jetzt sind ja auch die anderen alle gegangen.
Wo sind sie hin? Machen sie noch Musik, wenn ja wo?

Olaf: Der Bagger hat die Manu geschwängert, die beiden sind schon länger
verheiratet und Manu wird gerade zum zweiten Mal Mutter. Für beide also
keine Zeit für eine Band. Der Erik ist mit seinem Job als Krankenpfleger zu
unflexibel, man ließ ihm im Job keine Möglichkeit zu planen.
Der Alex spielt eigentlich noch mit, arbeitet unter der Woche aber in
Düsseldorf und möchte am Wochenende natürlich seine kleine Tochter sehen.
Aber er nimmt sich öfters Zeit und spielt dann doch mit.
Wir haben einige Zeit überlegt, ob wir die Stage Bottles auflösen, aber dann
liefen uns Frank und Genschi über den Weg, so dass wir nach wie vor Spaß am
Auftreten haben. Und die Leute scheint es auch nicht wirklich zu stören, des
Feeling stimmt glücklicherweise immer noch!

Markus: Eure Singles hatten immer abwechslungsreiche Cover..bei euren Komplett LP’s dagegen hat der Standard „zentriertes Bild in der Mitte“ Einzug
gehalten..musste erst das Label gewechselt werden, damit sich die Hörerschaft auch optisch mal wieder über was Neues freuen durfte..?

Olaf: Ja, unsere neu Scheibe ist bei Knock-Out erschienen. Wir wollten mal einfach
was neues ausprobieren. Mad Butcher ist nach wie vor ein gutes Label. Auf
alle Fälle, der Mosh meinte gleich, dass er beim Cover Mitspracherecht haben
möchte - sollte er haben!!!

Markus: Alles klar, Danke fürs Interview und bis denn!

Olaf: Danke und wir seh’n uns!