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Ray von EVIL CONDUCT aus der #4
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Evil Conduct nennen sich die 3 Herren aus dem Süden Hollands, die mich mit ihrem Album "Sorry... No!" wirklich aus den Latschen gehauen haben! Bewiesen sie doch damit eindrucksvoll, dass neben Käse, Tulpen und Frau Antje (kennt die überhaupt noch wer...?!) auch noch 1A Skinhead Rock`n`Roll importiert wird, wobei sich letzteres - bei den Fähigkeiten dieser Band - wirklich zum Exportschlager entwickeln dürfte...
Markus: Als allererstes, stellt doch mal bitte eure Band selber vor! Ray: Evil Conduct gründeten sich 1985. Davor spielten wir in einer anderen Oi!/Punk Band namens "Stress", die wir `83 gegründet haben. "Stress" begann als 4-köpfige Band und wurde später eine 5-köpfige Kapelle mit zwei Gitarristen. Nachdem beide Gitarristen die Band verlassen hatten, beschlossen wir, einen neuen Bandnamen zu suchen und unser Sound wurde besser- More Oi! Wie arbeiteten an einem neuen Set, allerdings ohne die alten Songs aus Stress-Zeiten, aber wir spielten einige Oi! Coversongs, die wir schon als "Stress" damals gerne spielten. Mitte der 80er war es dann extrem schwer als Oi! Band einen Auftritt mit seiner Band zu bekommen. Das war das Ergebnis der negativen Presse, die jeden Skinhead als Nazi-Scum brandmarkte. Deswegen war es zu dieser Zeit nicht möglich, mehr als 5-6 Konzerte zu spielen. Auch ein 6-Track Demo, das wir damals mit extra geliehenen Equipment aufgenommen haben, konnte daran nichts ändern. Wir waren sozusagen in den Proberaum "verbannt" und beschlossen ein paar Ska-Songs zu spielen. Das ganze klang nicht all zu schlecht und um dem ganzen noch den nötigen Schliff zu verpassen, besorgten wir einen Trompeter und Saxophonisten, so dass wir schon bald ein Ska Set auf die Beine gestellt hatten. 1988 legten wir den Namen "Evil Conduct" ab und nannten unsere Ska Band "The Bouncing Soles". Bevor wir jedoch die Chance auf unseren ersten Gig hatten, lösten wir uns auch schon wieder auf. Das war dann also unser musikalischer Werdegang - dachten wir! Doch nachdem wir uns getrennt hatten, trafen wir einige deutsche Skinheads und gaben ihnen unser Demo. Sie mochten es und erzählten jedem von Evil Conduct, die es zu diesem Zeitpunkt ja eigentlich gar nicht mehr gab. Das Ende der Geschichte war dann die Veröffentlichung zweier Demo-Songs auf einer Single auf Pure Impact Records. Ein paar Jahre später wurde die Single auf Mad Butcher re-released, als EP - Evil Conduct ruhten inm dieser Zeit immer noch in Frieden! Nach 3 Jahren gründeten wir uns dann endlich wieder. Am Anfang war es etwas "strange", denn Han hatte seit 10 Jahren eine Gitarre mehr in der Hand gehabt, ich (Ray) bin höchstens alle 3 Monate mal ans Schlagzeug gekommen und Frans wechselte vom Bass an die Gitarre einer anderen Band. Aber nach einiger Zeit ging es dann wieder und wir schrieben auch schon bald neue Songs. Unser Comeback Gig fand ein Jahr nach der Bandreformierung statt. In der darauf folgenden Zeit spielten wir nur noch einige Gigs, weil wir uns darauf konzentrieren, neue Stücke für ein Album aufzunehmen, das ja nun auch endlich erhältlich ist!
Markus: Soviel zum Werdegang der Band, jetzt mal zu euch persönlich. was macht ihr neben der Band (Arbeit, Hobbies...)?
Ray: Han (Vocals/Guitar) ist 37, arbeitet als Tätowierer Frank (Bass) ist Grafik Designer und Fotograf Ray (Drums/Background Vocals) ist 35, verkauft stainless Steel pipes etc. und macht das "Aggro" Fanzine. Weitere Hobbies sind Scooters, Tatoos, Fußball und "everything Skinhead"!!
Markus: Euer Sound klingt für mich nach typischem, originalem, altem englischen Oi! Wurdet ihr von eben solchen Bands beeinflusst, wenn ja, von welchen?
Ray: Natürlich wurden wir von diesen "alten" Bands beeinflusst, das war einfach unsere Musik. Wir waren damals Teenager als der ganze Kram brandneu war. Wir waren - und wir sind - die "New Breed" der frühen 80er. Wir waren diese Kids von denen / über die die Bands damals gesungen haben. Wir waren die Kids mit "No Future" und alles was wir hatten, war die Skinhead- und Punkbewegung, die Musik, den Style, die Kämpfe, die Schlägereien mit den Bikern und des Disco-Boys. Wir haben damals alle das englische Musikmagazin "Sounds" gelesen, um auf dem laufenden zu bleiben. Wir warteten auf das 4 Skins Album und wir konnten es kaum bis zur nächsten Oi! Compilation von Garry Bushell erwarten - Verdammt, ja!!! Wir wurden von diesen Bands schwerstens beeinflusst, it`s still running through our veins!!
Markus: Da schließt sich die nächste natürlich nahtlos an - was sind denn eure Lieblingsbands? Momentan und ever? Das ist schwer zu sagen, denn da gibt es wirklich sehr viele. Natürlich die guten alten Cock Sparrer, 4 Skins, Last Resort, The Business und, und, und... aber wir mögen auch viele der neueren Bands, wie z.B. Dropkick Murphys, US Bombs, Superyob. Wir hören aber nicht nur Oi! sondern mögen auch noch sehr gerne Ska und Reggae. Auch nicht nur 2-Tone Bands wie Madness, Specials, Bad Manners...über die wir zum Ska und Reggae gekommen sind, sondern auch 60`s Ska und Skinhead Reggae, Bands und Interpreten wie Prince Buster, Derrick Morgan, Laurel Aitken, The Upsetters, Sämtliche Bluebeat, Pama und Trojan-Sachen sind ebenfalls großartig! Von den neueren Ska/Reggae Bands hören wir dann noch sehr gerne Hepcat, Intensified und Hotknives!
Markus: Noch mal zurück zu euern Veröffentlichungen. Was gibt es da jetzt alles genau?
Ray: Da gibt es: A Way of Live/Ultraviolence 7"" (Pure Impact Records) / A Way of Live/Ultraviolence 7"" (Mad Butcher Records) /// Bootboys 7"" - 4 Song EP (Mad Butcher) / Sorry...No! - 12 Song CD Version (Skanky`Lil Records) / Sorry...No! - 12 Song LP Version (Knock Out Records) / Die 7"" Singles sind soweit wir wissen, alle ausverkauft.
Markus: Viele Oi! Bands singen über Gewalt. Auch ihr habt einen Song darüber. Was ist eure Meinung zu diesem Thema?
Manchmal ist Gewalt die einzige Lösung. Warum weglaufen, wenn man provoziert wird? Draußen auf den Straßen ist es wie im Dschungel, entweder "die oder du", also ist es besser, wenn wir austeilen und die einstecken, die es verdienen! Als Skinhead solltest du nie zögern zu handeln - Wir hatten nichts als wir jung waren, was konnten wir da schon verlieren?! Markus: Wie sieht die Szene in Holland aus, besonders im Süden, aus dem ihr stammt?
Ray: Das ist wirklich schwer zu sagen. Vor ein paar Jahren waren wir ein großer Haufen Skins, die auch sehr Ska und Reggae-beeinflusst waren. Heute scheint es, dass ziemlich viel "neues Blut" in die Szene strömt, die nur noch Oi! hören. Wir denken, dass das an den amerikanischen Bands liegt, die im Moment seht viel mit Oi! "flirten". Das bewegt viele Kids dazu, sich Oi! anzuhören und viele werden Skinheads, obwohl einige noch viel über den Style, die Tradition und den Fakt, dass Skins und Oi! nichts mit Links- bzw. Rechtsextremismus zu tun hat, lerne müssen. Es ist eine Schande zu sehen, dass die Leute genau zu diesen Stereotypen werden, die durch die Presse dargestellt und geschaffen wurden!!! Markus: Sehe ich genauso! Ihr seid eine reine Skinheadband. Was denkt ihr über Punks- und was denkt ihr über "Skins and Punks united"?
Ray: Wir waren immer für den "Punks und Skins united"- Slogan, da wir denken, dass beides viele Übereinstimmungen hat. In den früheren 80ern hieß es für die Skins, Herberts und Punks "Einer für alle und alle für einen", aber mit den Jahren war es der Fall, dass viele Skins und Punks sich aufgrund der Politik spalteten und auseinander drifteten. Heute ist es mit Sicherheit anders als vor 20 Jahren!
Markus: Leider! Im Infozettel eurer LP werdet ihr als die holländische Antwort auf Last Resort vorgestellt. Mögt ihr den Vergleich, was haltet ihr davon?
Ray: Wir fühlen uns geehrt, wenn die Leute das so sehen, aber wir denken, dass wir einen anderen Sound haben.
Markus: Im Song "A Way of Live" singt ihr von "Action speak louder than words" - So dass wir nun mal über Leute sprechen müssen, die zwar auch immer viel reden, allerdings scheinabr nicht fähig zu sein, etwas von Bedeutung zu ändern: Politiker. Wenn ihr einen Tag lang Könige wäret, was würdet ihr ändern?
Ray: SACK ALL POLITICIANS!!!
Markus: Wir bleiben beim Lieblingsthema "Politik": Holland ist außerdem ja noch bekannt für seine Drogenpolitik. Einige "weiche" Drogen sind in Holland erlaubt und auch frei verkäuflich. Trotz dessen scheint aber auch ein großes Drogenproblem zu existieren. Discipline (ebenfalls aus Holland) haben ja auch ein Lied darüber geschrieben. Denkst du die Drogengesetze sind zu lasch - und vor allem was ist deine Meinung über Drogen im Generellen?
Ray: Die einzigen Drogen, de wir konsumieren sind Zigaretten (außer mir, ich muss davon husten) und Alkohol. Was andere nehmen, geht mich nichts an, so lang sie nicht mich und andere damit belästigen oder Autos klauen und in Häuser einbrechen. Falls sie`s doch tun, gehören sie eingesperrt - so einfach ist das!
Markus: Interessiert ihr euch für Fußball? Wenn ja, was denkt ihr über die verlorene Europameisterschaft. War ja ganz schön knapp im Elfmeter- Schießen gegen Italien!
Ray: Han und Frans mögen kein Fußball, so dass es ihnen ziemlich am Arsch vorbei ging, dass Holland von Italien nach Hause geschickt wurde. Ich fand es sehr schade, war aber auf der anderen Seite auch nicht allzu traurig. Was mir wirklich ziemlich auf die Eier gegangen ist, war, wie alle über das holländische Team geredet haben. 99% der Holländer dachten, Europameister zu werden, wäre so einfach wie sich ein Stück Kuchen vom Teller zu nehmen - Nun, man bekommt nichts geschenkt und das war mal wieder der Beweis dafür!
Markus: Zurück zu erfreulichen Dingen (für euch HAHA! - Ich sollte besser nicht zu laut lachen, denn während Holland nur Pech hatte, spielte die deutsche Elf nur Scheisse zusammen...) - Euer Album wurde auf einem 4 Spur Gerät live im Proberaum aufgenommen. Da ich selber Musik mache, weiß ich wie schwer es ist, vernünftige Aufnahmen auf solchen Geräten hinzukriegen - Also, 1) Warum seid ihr in kein richtiges Studio gegangen und 2) Wie habt ihr es geschafft, einen so perfekten Sound hinzukriegen? Ray: Nun, wir haben nicht das Geld um in ein richtiges Studio zu gehen - davon abgesehen, dass wir dazu auch gar nicht die Zeit hätten. Es musste also an einem (!!!!!! - ein im Angesicht des geilen Sounds sprachloser-Markus) Wochenende geschehen. Am Samstag wurden die Ausrichtungen und der Klang eingestellt und am Sonntag aufgenommen. Am Ende hat alles gut geklappt.
Markus: Aber Hallo! Was sind denn eure Pläne für die Zukunft?
Ray: Vielleicht eine Single und natürlich einige Auftritte!
Markus: Irgendwelche letzten Mitteilungen/Grüße?
Ray: Markus, danke für das Interesse an Evil Conduct und ein Hallo an unsere Freunde aus Deutschland! Glaubt an das, was ihr tut und denkt immer an die Worte von Judge Dread: Old Skinheads never die, they just get bolder!!!
Markus: Was soll man dazu noch sagen?
Ray: Cheers! |
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