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Olaf von SPRINGToi!FEL aus der #4
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Markus: Was hat es eigentlich mit dem Namen der aktuellen LP „„Weck, Worscht und Oi!“ auf sich?
Olaf: Weck, Worscht und Oi! (Brötchen, Wurst und Wein) ist ein Symbol aus der Mainzer Fassenacht. Zwar finden wir Fassenacht total Scheiße, aber aus Woi „Oi!“ zu machen, lag nah und so kam’s halt. Als vor 15 Jahren der Papst in Mainz war, hieß es eine Zeit lang „Weck, Worscht und Woityla“!
Markus: Ihr seid ja auch frenetische Anhänger von Mainz 05. Wenn Ihr ins Stadion geht, steht Ihr oder sitzt Ihr dann?
Olaf: Wir stehen!
Markus: Was macht Ihr eigentlich so beruflich, oder könnt Ihr als Rockstars schon von Eurer Musik leben?
Olaf: Wenn jeder der von uns `ne Platte hat, noch einmal 20 Platten kaufen würde, könnten wir davon leben. Also noch mal: Nein, wir sind fest im Berufsleben. Ich bin Klempnermeister, Paule ist Ingenieur für physikalische Technik, Wastel ist Student, Ole ist Schreiner und Dim ist arbeitslos!
Markus: Springtoifel dürfte wohl eine der ältesten Oi! Bands in Deutschland sein. Was bedeutet Oi! für Euch „heute“ und „gestern“?
Olaf: Erst einmal stellen wir klar: WIR SIND die älteste Oi! Band Deutschlands. Wir haben uns 1981 gegründet und sind seitdem ununterbrochen am spielen, machen und tun. Es gibt zwar Bands, die schon 1980 angefangen haben, aber die haben mal locker 8 Jahre Pause eingelegt und dann wieder neu angefangen, gell Willi! Was es für uns bedeutet? Ich werde mich hüten da etwas `reinzudeuten! Einfach geile Party- heute wie gestern!
Markus: Hat sich in all den Jahren irgendetwas für Dich verändert (positiv wie negativ)?
Olaf: Ja, wir sind besser geworden…!
Markus: Wie seid Ihr denn damals zum „Oi!“ gekommen?
Olaf: Eigentlich dadurch, dass wir damals Bands wie Cockney Rejects, neben anderen Bands gerne gehört haben. Dadurch das die neben anderen Bands wie Clash, 999 usw. in der Punk/Oi! Richtung in Wiesbaden gespielt haben und zudem noch die Specials, Madness, Bad Manners, Selecter usw. dort spielten sind wir darauf gekommen. Mit der Oi!-Richtung hat es sich einfach so entwickelt, weil uns die Oi! Ecke besser gefallen hat. Wobei man Anfang der 80er Jahre nicht so klar vom Punk trennen konnte. Viele haben auf uns eingeredet, wir sollten doch mehr in die Punk-Ecke gehen, aber auf einen guten Tipp hin, lässt man sich ja nicht `nen Iro stehen, zumal es sich bei uns –und das war uns schon damals klar!- nicht um eine kurzfristige Sache handeln sollte.
Markus: Wenn man schon so lange als Band existent ist, vermisst man da irgendetwas aus den Anfangstagen? Seid Ihr immer noch mit Leib und Seele dabei wie ganz am Anfang..mit allem was dazugehört..
Olaf: Wir vermissen nix und wer uns kennt, der weiß auch das wir immer noch dabei sind! Sicher haben sich die Sachen etwas verlagert, das bleibt nicht aus, wenn man wie der Paule mittlerweile 4 Kinder hat oder wie ich im Beruf eingespannt ist. Wenn wir nicht voll dabei wären, würden wir das nicht mehr machen. Jeder der `ne Band macht kann dir bestätigen, dass man das nur ganz oder gar nicht machen kann. Lampenfieber gibt es auch noch, klar! Unbefangen sind wir zumindest dem Publikum gegenüber, bei Labels und Konzertveranstaltern darf man das nicht sein, das haben wir gelernt!
Markus: Was war das eigentlich damals für ein Gefühl, die erste Platte aufzunehmen, mal davon abgesehen das es sich ja um eine der ersten Oi!-Scheiben gehandelt hat? Wie waren damals die Reaktionen?
Olaf: Wir haben ja 4 Jahre gebraucht, bis wir das erste mal in einem Profistudio waren. Jeder von der Band hatte 400 DM beigesteuert und es hatte schon etwas von dem betreten einer heiligen Halle, zumal es für unsere Musik kaum Labels gab. Es war ganz nett. Wir haben dann die Aufnahmen durch die ganze Welt geschickt und nur Absagen bekommen. Tenor: Musik geil –Deutsche Texte schlecht! Bis wir bei We Bite unterschrieben haben, übrigens ihre zweite Produktion überhaupt. Wenn man schon so lange Musik macht und schon so viele Songs im Programm hat, entwickelt man sich ja auch weiter. Gibt es Songs, die Ihr heute anders aufnehmen würdet oder vielleicht sogar welche, die Euch heute im Nachhinein peinlich sind?
Olaf: Peinlich ganz sicher nicht, aber wir haben schon mal Lieder aus dem Konzertprogramm gestrichen, weil sie uns einfach keinen Spaß mehr machen. Das soll nicht heißen, dass wir sie eines Tages nicht mal in einer anderen Version bringen. Interessant wird es auf unserer 20 Jahre Springtoifel LP, die wir Ende 2001 `rausbringen. Dort spielen wir 10 der beliebtesten Springtoifel Lieder neu ein. Dann kann man genau hören, was wir heute anders machen – oder auch nicht! Die Jubiläumsplatte wird eine Doppel-LP, eine Platte ist voll mit von Euch gewählten Songs von uns, und die andere Scheibe ist auf der A-Seite mit Titeln besetzt, die sich jedes Bandmitglied als Coverversion ausgesucht hat und die B-Seite beinhaltet 5-6 Livetitel von unserem letzten Konzert in Mainz. Markus: Bereut Ihr heute irgendetwas was Ihr getan habt, gibt es Sachen, die Ihr heute anders machen würdet?
Olaf: Was ich bereue ist, dass ich nicht noch ein paar mehr Leuten aufs Maul gehauen habe, aber ansonsten bereue ich eigentlich nix!
Markus: In Eurer Musik verbratet Ihr ja eine ganze Reihe verschiedenster musikstile, Ska Punk, Oi! Reggae, Tango und Swing da nur am Rande genannt.., da drängt sich natürlich die Frage, was Ihr neben Oi! Noch so an akustischen Schmankerln hört! Gebt uns, nur stur auf Oi! fixierten Menschen, doch mal `nen Tipp, was man sonst so als „TOi!fel“ hört..
Olaf: Ich spreche nur von mir: Ich höre fast nur Ska und Oi!/ Punk. Nur selten und wenn dann nur 5-6 Bands, mehr alte Sachen, weil viel Neues nix taugt. Da gibt’s zwar 2-3 Ausnahmen, aber da ich schon sehr viel -und sehr lange Musik- gehört habe, bin ich auch sehr wählerisch. Ansonsten höre ich Easy Listening und Surf- und gerade eben die neue Madness, TOP!!
Markus: Erinnerst Du Dich noch an Euren ersten Auftritt, erzähl’ mal was davon..
Olaf: Unseren ersten Auftritt hatten wir im November 81`. Ich war 16 und voll wie ein Eimer. Das war in `nem größeren Raum, ca. 30 Leute waren da und es war scheiße!
Markus: Wo waren denn Eure besten Auftritte, bzw. die schlechtesten?
Olaf: Zu den besten zählen eindeutig die ganzen Oi!-Gigs in den 90ern in Berlin und Leipzig, da sind 600-800 Leute. Da sagst du Oi! und alle rufen „Oi!“ zurück, die Bude kocht und das überträgt sich auf einen und du kochst auch… es ist nicht zu beschreiben, einfach geil! Zu den schlechtesten können sich Suhl und Erfurt zählen. In Suhl haben sich die Linken mit den Rechten bekämpft und der Pennplatz war ein großes Scheißhaus und in Erfurt war sogar der Konzertraum ein Scheißhaus!
Markus: Bei Springtoifel heißt es zwar „keine Politik“, aber trotzdem ziehen Oi! Konzerte manchmal auch sehr seltsames Gesellen an..gab es schon einmal Stress auf einem eurer Konzerte?
Olaf: „Keine Politik“ kann man so nicht sagen, auf der „Sex, Droogs und Rock’n’Roll“ haben wir zwei eindeutige Lieder, die eindeutig zeigen, wo wir stehen. Wir sind keine Linken oder Rechten Zecken, für uns sind beides Zecken, und unser einziger Extremismus ist die Ablehnung von Extremismus. Klar gab’s auch schon mal Stress. Ein Konzert in Wiesbaden hatten wir mal abgebrochen, als eine Gruppe von Leuten mit „Sieg Heil“ brüllen anfing. Wir sind dann von der Bühne, haben sie verkloppt, rausgeworfen und dann ging’s weiter. So läuft das bei uns, ohne Worte!!
Markus: Was fällt Dir zu den 3 „goldenen“ Stichworten Ein? a) Techno b) Oi! im nächsten Jahrtausend und c) DFB?
Olaf: a) Nix B) frag mich nicht was in 1000 Jahren ist c) Nix (Also so’n Scheiß „Verein“ kann einem doch gar nicht egal sein, selbst wenn man 2.Liga spielt! – Markus)
Dann gibt es ja auch noch die „Lied Marsch Einfach“ LP..was war der Grund diese Scheibe zu machen, vielleicht ein traumatisches Erlebnis während Eures Wehrdienstes..?
Olaf: Oh jeh, das würde echt Seiten füllen! Angefangen von Schnapsproben Morgens um 9, bei der Wache während einer 36 Stunden Übung in einer Nordhessischen Wurstküche über der Beiwohnung einer Analspiegelung- bei einem dann gar nicht mehr so tapferen General (der mich im Gelände 4 Tage zuvor Rund gemacht hatte) im Bundeswehrkrankenhaus Detmold (ich war Sanitäter und durfte diesem beeindruckenden Moment beiwohnen), bis zu einem Autorennen (mit Kübeln) mit Folgen auf dem Kasernensportplatz in Gießen, einen Tag vor’m Abgang! Wer’s wissen will, soll uns einfach ansprechen. Auf jeden Fall hatten wie die Platte schon 1984 geplant, sein hat sich aber aus Zeitgründen gut 12 Jahre verschoben.
Markus: Wart Ihr damals alle am selben Standort stationiert?
Olaf: Nein, wir waren zeitlich verschoben dabei. Der Paule war als erster dran, bis 1984 in Dietz. Ich war von 84`-86`in Rennerod, Gießen, Detmold und dann wieder in Gießen. Olli war in Koblenz (und ist nachdem er aus der Band ausgeschieden ist und Berufssoldat wurde) jetzt irgendwo an der polnischen Grenze.
Markus: Auf der „Lied Marsch Einfach“ Platte grüßt Ihr unter anderem auch „den Fahrenden Frontpuff in Mostar“. Was ist denn das jetzt schon wieder?
Olaf: Du kennst den Frontpuff in Mostar nicht?!?
Markus: Noch mal das Thema Musik: Was sind Deiner Meinung nach die besten 5 Alben/ Bands aller Zeiten?
Olaf: 1- Madness 2- Madness 3- Madness 4- Rancid 5- Springtoifel
Markus: ..an einer Frage komme ich einfach nicht vorbei..Jedesmal, wenn ich Euch höre, muss ich an Heinz schenk denken. Was hälst Du von ihm?
Olaf: Ich trink’ gern Äppelwoi, mehr verbindet uns nicht.
Markus: Zum Abschluss noch Letzte Worte, Grüße, Mitteilungen..?
Olaf: Falls jemand aus dem Kreis Mainz dieses Heft liest und Gitarre spielt, wir suchen einen Ersatz für Ole, also melde Dich! |
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